Augsburger Puppenkiste gastiert bei KIKS UP

Vier Kobolde in Bad Nauheim

Vier Kobolde, ein kleines Mädchen und eine Handvoll Puppenspieler. Viel mehr brauchte es nicht, um heute in der Kiks Up Akademie viele Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Was dahinter steckte? Die Augsburger Puppenkiste mit ihrem Stück „Paula und die Kistenkobolde“ und das vielfach bewährte Präventionsprogramm Papilio. Es wird von der AOK Hessen, der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) und den hessischen Fachstellen für Suchtprävention unter der Schirmherrschaft von Sozialminister Stefan Grüttner umgesetzt.

 Papilio richtet sich an Kinder im Kindergartenalter, vermindert – wissenschaftlich nachgewiesen – erste Verhaltensauffälligkeiten und stärkt sozial-emotionale Kompetenzen. So kann Sucht- und Gewalttendenzen in späteren Jahren frühzeitig vorgebeugt werden. Der besondere Clou: Die Geschichte von „Paula und den Kistenkobolden“ hilft den Drei- bis Siebenjährigen spielerisch, ihre eigenen Gefühle und die Gefühle anderer kennenzulernen und angemessen mit ihnen umzugehen. Wichtig: Das Stück ist nur ein kleiner Teil von Papilio, weitere Maßnahmen kommen noch hinzu.

 249 Erzieherinnen in Papilio geschult

Guido Glück von der Fachstelle für Suchtprävention begrüßt besonders, dass das Programm auf unterschiedlichen Ebenen ansetzt: „Es geht nicht alleine um kindorientierte Maßnahmen, sondern auch um das Erziehungsverhalten der Kita-Mitarbeiterinnen. Selbst die Eltern werden aktiv mit einbezogen. Und: Papilio wird ständig weiterentwickelt, das finde ich richtig stark.“ Das Programm wird im Landkreis seit 2004 umgesetzt, insgesamt sind bereits 249 Erzieherinnen geschult und 75 zertifiziert worden. Die Fachstelle für Suchtprävention in der Wetterau war die erste Institution, die Papilio außerhalb von Bayern umgesetzt hat. Und es soll noch weiter gehen: „Die KIKS UP Akademie bietet in Zusammenarbeit mit unserer Fachstelle regelmäßig Basis- und Vertiefungsseminare sowie Qualitätszirkel für Papilio an. Wer Interesse hat, soll sich einfach direkt bei mir melden“, sagt Glück. Auch die Kommunalpolitik steht hinter Papilio. Auch die Kommunalpolitik steht hinter Papilio. Bürgermeister Armin Häuser: „Für uns in Bad Nauheim ist Papilio ein wichtiger Baustein in unserem präventiven Gesamtkonzept KIKS UP. Papilio legt in den Kitas die Basis im Bereich der Sucht- und Gewaltprävention, die wir in KIKS UP durch Bewegungsförderung, Ernährungsbildung und Genussschulung ergänzen. In Grundschulen führen wir diese Bausteine fort.“

AOK zahlt fast eine Million für Papilio

Hessen war das erste Bundesland, das nach der Modellphase in Bayern ab 2006 die flächendeckende Einführung von Papilio beschlossen hat. Bisher sind hierzulande rund 1.500 Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet und über 26.000 Kinder erreicht worden. Holger Triefenbach, AOK-Chef im Wetterau-Kreis, freut sich über diese guten Zahlen: „Gute Konzepte zahlen sich aus, da sieht man hier einmal mehr. Und das Team, das hinter Papilio steht, leistet seit Jahren exzellente Arbeit. Dafür möchte ich mich als Vertreter des größten Geldgebers ausdrücklich bedanken.“ Die AOK Hessen hat bis 2013 fast eine Million Euro für Papilio in die Hand genommen, alleine in diesem Jahr finanziert die Gesundheitskasse, die sich das Thema Prävention auf die Fahnen geschrieben hat, das Programm mit 150.000 Euro.

Erster Vollrausch mit 16

Für die Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) setzt Papilio an der genau richtigen Stelle an: „Im Durchschnitt greifen hessische Jugendliche mit 14 Jahren zur Zigarette und haben ihren ersten Alkoholrausch mit 16 Jahren. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass man dieser Entwicklung entgegenwirken kann: und dies bereits im Kindergartenalter. Papilio-Kinder reduzieren nachweislich ihre Verhaltensauffälligkeiten stärker und entwickeln ihre sozialen Fähigkeiten ausgeprägter als andere Gleichaltrige“, so Regina Sahl von der HLS.

Entwickelt und wissenschaftlich überprüft wurde das Programm in Augsburg. Gemeinsam mit der Augsburger Puppenkiste veranstaltet das Sozialunternehmen Papilio e.V. jene bundesweite Aufklärungskampagne, die Papilio jetzt auch nach Bad Nauheim geführt hat. Heidrun Mayer, geschäftsführende Vorsitzende von Papilio, zu den bisherigen Erfahrungswerten: „In einer mehrjährigen Studie mit 100 Erzieherinnen, 700 Kindern und 1.200 Eltern wurde Papilio auf seine Wirksamkeit und Machbarkeit mit positivem Ergebnis untersucht.“ Die bundesweite Verbreitung von Papilio wird von der Robert-Bosch-Stiftung und der gemeinnützigen Auridis GmbH gefördert, Schirmherr ist der Publizist Ulrich Wickert.

Näheres zu Papilio und den Kistenkobolden gibt’s im Internet unter www.papilio.de.