Die Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb) ist ein Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Eltern und Ärzten. Über 100 Partner setzen sich aktiv für eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung als wesentliche Bestandteile eines gesundheitsförderlichen Lebensstils bei Kindern und Jugendlichen ein. KIKS UP ist Partner von peb.
Peb ruft dazu auf, dem Sitzenden Lebensstil von Kindern entgegenzuwirken, Sitzzeiten zu reduzieren, das Sitzen zu unterbrechen sowie zur Bewegung zu aktivieren. Dazu wurden im peb-Fachbeirat Sitzender Lebensstil praxisrelevante Empfehlungen für die Lebenswelten Kita, Schule, Kommune, Zuhause und Kinderarztpraxis erarbeitet.
Den Hintergrund für den Aufruf! bildet die Identifikation des Sitzenden Lebensstils als eigenständigen Risikofaktor für die Gewichtsentwicklung und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Verschiedene Studien zeigen, dass die meisten Jugendlichen täglich rund neun Stunden sitzend verbringen, was etwa 70 Prozent der wachen Zeit des Tages ausmacht. Die Folgen langer Sitzzeiten
für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind dabei schwerwiegend: Zu langes Sitzen geht beispielsweise mit einem erhöhten Risiko für Stoffwechselerkrankungen, Übergewicht sowie einer
verringerten Knochendichte einher. In Maßnahmen der Gesundheitsförderung wird dies bisher zu wenig berücksichtigt
Aufruf!
Aufstehen! Mehr Bewegung und weniger Sitzen im Alltag von Kindern
Der Sitzende Lebensstil umfasst alle Verhaltensweisen, die im Sitzen oder Liegen ausgeführt werden und damit einen niedrigen Energieverbrauch aufweisen. Typische Beispiele sind
Mediennutzungszeiten, Lernsituation in der Schule und Zuhause oder der Transport in motorisierten Fahrzeugen. Der Alltag lädt in vielfältiger Art und Weise zum Sitzen ein und ist dominiert von
langen Sitzzeiten. Ein bereits im Kindesalter „erlernter“ Sitzender Lebensstil wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Jugend- und Erwachsenenalter beibehalten – dem muss möglichst früh
entgegengewirkt werden!
Der Sitzende Lebensstil ist neben weiteren Faktoren, wie beispielsweise Fehlernährung, Bewegungsmangel und Schlafmangel ein ausgewiesener Risikofaktor für die Gesundheit. Er erhöht das Risiko
u.a. für Typ 2 Diabetes und Herz- Kreislauferkrankungen. Bereits im Kindes- und Jugendalter sind unterschiedliche negative Zusammenhänge zwischen einem Sitzenden Lebensstil und der
Gesundheit zu beobachten, wie ein höheres Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen. Darüber hinaus zeigt sich eine geringere körperliche Fitness, motorische und intellektuelle
Leistungsfähigkeit sowie eine verringerte Knochendichte. Zudem kommt es häufiger zu aggressiven Verhaltensweisen.
Daher setzen sich die Unterzeichner des “Aufruf!“ dafür ein:
- Sitzen reduzieren!
- Sitzen unterbrechen
- zur Bewegung aktivieren!
und adressieren an die Lebenswelten, in denen bereits vielfältige Ansätze und Ideen bestehen, folgende Empfehlungen:
In der Kinderkrippe und im Kindergarten kann dem Sitzenden Lebensstil bereits sehr früh und damit besonders nachhaltig entgegengewirkt werden, indem das ganze „System“ Kita
berücksichtigt wird und beispielsweise:
- Bewegungszeiten und -rituale zum täglichen festen Bestandteil des Kita-Alltags werden (vergleichbar mit Essenszeiten),
- Bewegung als „natürlicher Modus“ von Kindern akzeptiert und ermöglicht wird,
- das Verhältnis von Bewegungsplatz und Sitzmöbeln überdacht wird und Bewegungsräumen und Freiflächen im Zweifel Vorrang gegeben wird,
- Kinder täglich draußen spielen und Wegstrecken (z.B. bei Ausflügen) möglichst zu Fuß zurücklegen,
- Bewegungsanforderungen beim Neu- und Umbau von Kitas sowie bei der Planung des Alltags Berücksichtigung finden,
- die Gesundheit der pädagogischen Fachkräfte gestärkt wird, damit sie als Vorbilder wirken können.
Mit dem Schuleintritt steigen die Sitzzeiten sprunghaft an. Dem können Schulen entgegenwirken, indem das ganze „System“ Schule berücksichtigt wird und beispielsweise:
- Sitzen alle 20 min. durch Bewegung(seinheiten) unterbrechen,
- Steh-Lernplätze schaffen sowie bewegungsorientierte Didaktik umsetzen,
- einen aktiven Schulweg (zu Fuß, per Roller, per Rad usw.) fördern,
- kurze Pausen (5-Minuten-Pausen) als Bewegungspausen nutzen,
- die Kinder in jeder großen Pause auf den Schulhof gehen– in jedem Alter, bei jedem Wetter,
- Pausenhof und -halle bewegungsfördernd gestaltet werden,
- Kooperationen mit Sportvereinen angeregt und gestärkt werden,
- der Bewegungsanteil im Sportunterricht ausgebaut wird,
- die Gesundheit der Lehrkräfte gefördert wird, damit diese als Vorbilder wirken können.
In der Kommune leben, lernen und bewegen sich Kinder mit ihren Familien Tag für Tag. Auch die Kommune kann dem Sitzenden Lebensstil entgegenwirken, indem das ganze „System“
Kommune berücksichtigt wird und beispielsweise:
- die bewegungsförderliche Gestaltung des Wohnumfeldes in der Landschafts- und Stadtplanung als Prinzip etabliert wird, so dass Bewegungsanlässe in Alltag und Freizeit als eine naheliegende und
einfache Option ermöglicht werden,
- vorhandene Frei- und Bewegungsflächen (z.B. Schulhöfe, Brachen) freigegeben werden,
- neue Freiflächen und Bewegungsräume unter Beteiligung der Kinder geschaffen werden,
- sichere und attraktive Kita- und Schulwege (z.B. Walking Bus) unterstützt werden,
- sichere und attraktive Bewegungsmöglichkeiten im Wohnumfeld geschaffen werden, die eine eigenständige Mobilität von Kindern ermöglichen,
- Schwimmunterricht und Kooperationen zwischen Schulen und Sportvereinen gefördert werden.
Das Zuhause ist und bleibt der prägende Ort für Kinder und ist damit entscheidend dafür, dem Sitzenden Lebensstil entgegenzuwirken, indem das ganze „System“ Familie
berücksichtigt wird und beispielsweise:
- Mediennutzungszeiten altersentsprechend begrenzt werden und die Selbstwahrnehmung für Medienkonsum unterstützt wird,
- Kinderzimmer frei von Bildschirmmedien bleiben,
- Begrenzungen und verbindliche Regeln für Medienzeiten gemeinsam aufgestellt werden,
- alle 20 min. für Sitzunterbrechungen gesorgt wird,
- Tragevorrichtungen, Mobilitätshilfen, Wippen u.ä. für Babys und Kleinkinder nur dosiert einsetzt werden,
- Kinder täglich mind. eine Stunde draußen spielen,
- Kinderzimmer zu Bewegungszimmern gemacht werden,
- gemeinsam verbindliche Bewegungszeiten im Alltag geplant werden,
- Alltagswege aktiv zurückgelegt werden (keine „Rücksitzkinder“)
- Eltern als bewegte und bewegende Vorbilder wirken.
Kinder- und Jugendärzte genießen das Vertrauen der Eltern. Dies können sie nutzen, um dem Sitzenden Lebensstil entgegenzuwirken, indem sie beispielsweise
- Sitzzeiten, Bewegungsverhalten und Medienkonsum in Vorsorgeuntersuchungen ansprechen,
- Eltern altersentsprechende Handlungsempfehlungen für den Familienalltag geben,
- die Wartezimmersituation für Information und alltagspraktische Anregungen nutzen.
Auch KIKS UP unterstützt diesen Aufruf!