20 Jahre KIKS UP: Wege zur erfolgreichen Prävention

Der 2. KIKS UP Online-Fachtag am 30. September 2024 stand ganz im Zeichen der
Frage „Wie Prävention gelingt“. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens von KIKS UP
kamen über 90 Teilnehmende zusammen, um gemeinsam mit den Experten Dr. Thomas
Ellrott, Dr. Bernhard Stier, Tanja Galler-Vogt und Jochen Mörler aus unterschiedlichen
Blickwinkeln auf die Entwicklungen der Präventionsarbeit in Deutschland zu blicken.


Eröffnet und moderiert wurde der Fachtag von Guido Glück, 1. Vorsitzender KIKS UP e. V.
und Mitinitiator von KIKS UP. Er stellte die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte von KIKS
UP, das unter dem Leitgedanken „Kinder spielend stärken“ die drei ganzheitlichen
Präventionsprogramme KLASSE KITA, KLASSE KLASSE und KLASSE LERNORT
entwickelt hat.

 

Ernährungswissen reicht oft nicht aus

Den Auftakt machte Dr. Thomas Ellrott, Ernährungsmediziner und Leiter des Instituts für
Ernährungspsychologie an der Georg-August-Universität Göttingen und Mitglied des KIKS
UP-Beirats, beleuchtete in seinem Vortrag „Warum ‚Gesunde Ernährung‘ bei Kindern
nicht funktioniert – und wie vielleicht doch …” die Herausforderungen gesunder
Ernährung bei Kindern und mögliche Lösungsansätze.

 

Schon die Wörter „gesund“ und „Ernährung“ lösten bei Kindern Widerstände aus, so
Ellrott. Wenn man sie fragt: „Was esst ihr besonders gern?“, wählten sie fast immer das,
was sie als „ungesund“ zu benennen gelernt haben. Ernährungswissen allein reicht also
nicht, und führt nicht zu einer Verhaltensänderung. Zudem werde „gesund“ vielfach mit
Bevormundung und Zwang assoziiert. Imitationslernen ist hingegen die wirksamste
Strategie zur Modifikation des kindlichen Essverhaltens. Gesunde Essgewohnheiten zu
fördern, gelinge insbesondere dann, wenn Kinder mit- und vor allem auch selbst machen
dürfen – vom Einkauf übers Zubereiten – und praktische Fertigkeiten, etwa beim Anbau
von Nahrungsmitteln erwerben.

 

Gesundheitsbewusster Umgang mit dem eigenen Körper
Dr. Bernhard Stier, Kinder- und Jugendarzt und ebenfalls Mitglied im KIKS UP-Beirat,
brachte den kinder- und jugendmedizinischen Blick auf Prävention ein und teilte seine
langjährigen Erfahrungen. Er betonte, dass nicht nur das frühzeitige Erkennen und
Behandeln von Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter wichtig sei, sondern auch das
frühzeitige Anlegen von gesundem Bewegungs- und Ernährungsverhalten.

Denn der gesundheitsbewusste Umgang mit dem eigenen Körper habe Auswirkungen auf
das gesamte weitere Leben. Früh einsetzende Gesundheitsförderung zur Stärkung der
Gesundheitsressourcen z. B. durch Bildung und schaffe die besten Voraussetzungen für
ein gesundheitsbewusstes Leben. Die Kooperation der zahlreichen Akteur:innen im
Gesundheitssektor spiele dabei eine wichtige Rolle. Eine langfristige Perspektive
einzunehmen und auf nachhaltige, statt auf schnelle Erfolge zu setzen, sei hier wesentlich.


Tanja Galler-Vogt, Dipl.-Sozialpädagogin und Klinische Sozialarbeiterin, tätig in der
Fachstelle Prävention des Suchthilfezentrums Maintal (Jugendberatung und Jugendhilfe
e.V.) betonte in ihrem Beitrag „Entwicklung braucht Bewegung” die enge Verbindung
zwischen Bewegung und Lernen und zeigte dies anhand von Beispielen aus der Praxis.
Die sensomotorische Entwicklung ist demnach nicht isoliert zu betrachten, sondern steht in
engem Zusammenhang mit der kognitiven und emotional-sozialen Entwicklung von
Kindern. Bewegung fördert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern spielt auch eine
entscheidende Rolle für die geistige und emotionale Entfaltung. Somatisch fundierte
Präventionsarbeit integriert auf spielerische Weise Körper(systeme), Gehirn, Sinne sowie
Raum und Zeit. Durch gezielte Bewegungsangebote können Kinder ihre Sinne schärfen,
räumliches Denken entwickeln und soziale Kompetenzen stärken.

 

Vernetzung und Austausch sind wichtig

Jochen Mörler, Fachbereichsleiter Kinder, Familie, Kultur und Sport der Stadt Bad
Nauheim, Mitinitiator von KIKS UP und einer der Entwickler der KLASSE-Programme von
KIKS UP brachte den Blickwinkel der Kommune ein. In seinem Vortrag „Kommunale
Präventionsketten: Netzwerke schaffen, Zukunft sichern“ betonte er unter anderem die
Wirkfaktoren für Präventionsangebote: langfristig, früh einsetzend, setting-integriert und
mit Fachkräften als Vermittler.

 

Er stellte die Bestandteile der in Bad Nauheim etablierten Präventionskette und ihre Erfolge
vor und zeigte, dass Prävention sich auf vielen Ebenen auszahlt: Sowohl die Zahl der
ambulanten als auch stationären Jugendhilfemaßnahmen liegt unter dem Wert des
Wetteraukreises. Auch habe die Attraktivität der Stadt Bad Nauheim für Familien in den
vergangenen Jahren stetig zugenommen.


Es herrschte Einigkeit bei den Referent:innen darüber, dass es wichtig es sei, auch die
Eltern mit ins Boot zu holen, um in den Settings laufende Programme und Maßnahmen
auch im Familienalltag aufzugreifen und fortzuführen. Die Bedeutung von frühzeitiger
Prävention könne nicht hoch genug eingeschätzt werden: Durch entwicklungsorientierte
Prävention können Risikofaktoren beizeiten verringert und Schutzfaktoren gestärkt werden.
Mitmachen lassen und Teilhabe zu ermöglichen sind wesentliche Faktoren, damit Kinder zu
starken, sozial und emotional kompetenten Persönlichkeiten heranwachsen, die Freude an
Bewegung haben, sich ausgewogen ernähren und auf ihre Gesundheit achten.

Gemeinsame Aufgabe und positives Fazit
Es herrschte Einigkeit bei den Referent:innen darüber, dass es wichtig sei, auch die Eltern
mit ins Boot zu holen, um in den Settings laufende Programme und Maßnahmen auch im
Familienalltag aufzugreifen und fortzuführen. Die Bedeutung von frühzeitiger Prävention
könne nicht hoch genug eingeschätzt werden. Denn durch entwicklungsorientierte
Prävention können Risikofaktoren beizeiten verringert und Schutzfaktoren gestärkt werden.
Mitmachen lassen und Teilhabe zu ermöglichen sind wesentliche Faktoren, damit Kinder zu
starken, sozial und emotional kompetenten Persönlichkeiten heranwachsen, die Freude an
Bewegung haben, sich ausgewogen ernähren und auf ihre Gesundheit achten. Zudem sind
Freude und das Lernen am Erfolg Gelingensfaktoren in der modernen Präventionsarbeit.


„Wir freuen uns, dass wir so viele Expert:innen und Zuhörende zusammengebracht haben,
die gemeinsam für das Thema wirken – in unterschiedlichen Feldern und mit viel
Engagement“, sagt Guido Glück. „Das Vernetzen, der Informationsaustausch mit
relevanten Akteuren und das Nutzen von Synergien ist nicht nur für eine ‚kleine‘
Organisation wie KIKS UP wichtig – gerade, wenn es um nachhaltige Lösungen für die
Zukunft geht. Denn Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“